Ein vielversprechendes Schönwetterhoch kündigte sich an und so schnallten wir kurz entschlossen das Kanu auf das Autodach und packten unsere Zeltausrüstung ein, um vom 16. bis 21. August auf der Weser zu paddeln.
Unser Ziel war Hann. Münden, wo am Zusammenfluß von Fulda und Werra die Weser „entspringt“. Dort sollte unser Paddeltour beginnen. Nach den Vorschlägen der einschlägigen Reiseliteratur hatten wir die Strecke von Hann. Münden nach Minden ausgesucht und dafür 5 Tage veranschlagt.
Mit im Auto saß Wolfgang, der die Gelegenheit nutzte, seiner Mutter in Herford einen Besuch abzustatten. Ihm wollten wir unser Auto in der Zwischenzeit anvertrauen und er sollte uns am Zielpunkt wieder abholen. So war schon mal der Rücktransport geklärt.
Nach knappen 400 km erreichten wir Hann. Münden und schlugen unser Zelt auf der Flussinsel „Tanzwerder“, auf. Am Nachmittag blieb noch genügend Zeit, die Stadt mit seinen wunderschön restaurierten Fachwerkbauten zu besichtigen, paar Vorräte einzukaufen und die Einsatzstelle genauer zu betrachten.
Die Weser zeigte sich als ein ziemlich munteres Flüsschen mit leichtem Hochwasser. Und auch bei „normal“ ist die Fließgeschwindigkeit noch etwas höher als die der Elbe. Bei diesen Bedingungen sind Tagesetappen von über 40 km gut zu bewältigen.
Am nächsten Morgen starteten wir ganz komfortabel: Mit dem fertig gepackten Boot ging es mit einem Bootswagen direkt vom Zeltplatz zur Einsatzstelle. Schnell hatten wir uns auf dem Boot eingerichtet, die Paddeltechnik aufeinander abgestimmt und los ging es.
Vorbei an idyllischen Landschaften; kleine Dörfer mit ihren hübsch anzusehenden Fachwerken säumten aller paar Kilometer das Ufer, dazwischen Wiesen und Felder und im Hintergrund die bewaldeten Hügeln des Weserberglandes. Alles sehr friedlich und erholsam. Ab und an ein paar Fahrradfahrer an den Ufern oder an den Seilfähren, die des öfteren den Fluß überquerten. Aus der Bootsperspektive war es besonders reizvoll unsere gefiederten Begleiter auf dem Wasser zu beobachten, eine Unzahl von Reihern und Entenfamilien. Es machte Spaß, sich ihnen möglichst lautlos und ohne Wasserspritzer zu nähern und sie zu beobachten, denn dafür hatten wir ausreichend Zeit zur Verfügung. Bereits nach den ersten paar Kilometern merkten wir, dass wir ziemlich flott auf dem Fluß hinunter fuhren.
Das einzige Wehr, welches wir meistern mussten, befand sich in Hammeln und das war für kleine Boote sehr elegant gelöst. An einem Steg befand sich eine intelligente Konstruktion: durch Ziehen an einer Schnur wurde die Bootsrutsche befahrbar gemacht, man fuhr in die Gasse, wartete auf „grün“ und schwupp ging es 10 – 12 m hinunter. Alles sehr schnell und ein bisschen aufregend, aber sicher. Und natürlich hatten wir uns, wie übrigens alle Wasserwanderer, die wir trafen, diese Bootsrutsche vorher genau angesehen.
Wir machten Halt um besonders interessante Orte zu besichtigen, wie z. B. die Klosterkirche in Bersfelde, wir schlenderten durch die alte Hugenottenstadt Karlshafen, ließen uns vom Baron von Münchhausen in Bogenwerder, seiner Heimatstadt, verzaubern, wandelten auf den Spuren des Rattenfängers vom Hameln und genossen vieles andere mehr.
Wir waren angenehm überrascht von den sehr guten Möglichkeiten zur Übernachtung, ganz gleich ob auf einem Campingplatz oder bei einem Kanuverein. Überall haben wir uns sehr wohl gefühlt.
Das wir die Wasserwanderung nach knapp 170 km beendeten, hat der reizvollen, interessanten Fahrt auf der Weser keinen Abbruch getan. Aber ein mehrstündiger Wolkenbruch mit mehr als 70 Liter Regen pro Quadratmeter bewog uns – auf einem zum Glück überdachten Kanu Rastplatz – ein Biwak einzurichten, zum Handy zu greifen, unseren Freund anzurufen und auf das Auto zu warten.
Unsere einzelnen Etappen:
Hann. Münden – Karlshafen km 44
Karlshafen – Heinsen km 89,8
Heinsen – Hameln km 135
Hameln – Rinteln km 162,9
Rinteln – Kanu-Rastplatz Eisbergen km 168,7