… Ankunft in San Francisco
1. Tag Yosemite NP – 1. Tag El Cap
Ankunft im Yosemite NP, Einchecken im Camp IV, dem wohl bekanntesten Campingplatz der Welt. Hier im Yosemite Valley NP, dem wahrscheinlich schönsten Nationalpark der USA, trifft sich die Kletterszene der Welt.
Wir wollen noch am ersten Tag 7 SL am EL Cap klettern und eine Abseilpiste aufbauen. Deshalb werden nach dem Aufbau des Zeltes die Rucksäcke (240 m Seil und viel Hardware) für den 1. Tag am El Cap gepackt.
Gegen 10:00 Uhr stehen wir am Einstieg zum El Cap, Route „The Nose“ (5.9 C2). Die ersten vier Seillängen sind relativ einfach und so stehen wir nach 3,5 h Kletterei am Sickle Ledge. Von dort aus beginnen zeitaufwendige Quergänge und wir benötigen für die restlichen 3 Seillängen bis zum 7. Standplatz noch 3 h. Leider haben wir für diesen Tag viel zu wenig Wasser mitgenommen und dadurch sind wir total fertig. Wir seilen dann über die Abseilpiste 245 m nach unten zum Fuß des El Cap, die letzten 5 m sind ein kleines Problem, da unser letztes Seil nur 40 m lang ist. Aber mit guter Seildehnung und 2 Expressschlingen am Bolt schaffen wir es bis runter.
Kurzer Rückmarsch zum Auto und Abendbrot im Camp gegessen, Duschen und SCHLAFEN.
Nachts werden wir durch einen randalierenden Bären geweckt – Kill the Bear
2. Tag Yosemite NP
Heute wollen wir wieder in „The Nose“ einsteigen und bis auf den Gipfel des El Cap klettern – aber Tino geht es gar nicht gut, das Frühstück schafft er gleich wieder in den Wald. Heißt also, heute Ruhetag. Irena und ich fahren zum Glacierpoint (gute Aussicht auf den Half Dome) und Tino legt sich schlafen. Auf der Rückfahrt vom Glacierpoint laufen wir noch die 1,1 Meilen zum Taftpoint. Von hier gibt es einen sehr guten Blick auf den El Cap. Es ist nur eine Seilschaft in der „Nose“, zwischen Boot Flake und King Swing. Nach unserer Ankunft im Camp IV ist Tino aus seinem Koma erwacht und wir beenden den Tag mit Shoppen im Mounteniering Shop, Spaghetti essen und Rucksack packen.
14 x 1,5 l Wasser
1,5 kg Power Bar
2 x Cookie Kekse
3 x 453 g Brot
6 x Budweiser Beer
2 x Käse
6 x Bananen
1 x Polish Sausage (Knacker)
3 x Rote Beete
Feuchtigkeitstücher, Klopapier usw.
Man soll nur das mitnehmen was einem auch schmeckt, abgesehen vom Power Bar und „igitt“ Rote Beete.
Mit der Kletterausrüstung und den Schlafsäcken hat der Haulbag jetzt ein Gewicht von ca. 35 kg.
3. Tag Yosemite NP – 2. Tag El Cap
Wecken gegen 4 Uhr, kurzes Frühstück (Banane. Fahrt und Wanderung zum Einstieg und gegen 6 Uhr beginnt Tino zu Jümaren und den Haulbag zu ziehen. Gegen 9 Uhr stehen wir schon in der 7. Pitches, eine Seilschaft arbeitet sich hinter uns ins Sickle Ledge vor. Hinter uns – zum Glück.
Die nächsten Seillängen gehen gut, Riss, 13 Uhr erreichen wir den Dolt Tower, 16 Uhr sind wir auf dem El Cap Tower, Tino hängt noch die nächste Seillänge bis zur Texas Flake ein – Kaminkletterei (VIIa – 5.8) vom feinsten – wie in Sachsen, 1 Bolt auf 15 m. Danach genießen wir das luftigste Hotel of the World mit einer gigantischen Aussicht auf das Yosemite Valley. Ein herrlicher Sonnenuntergang begleitet uns in die Nacht. In der Nacht werden wir durch eine gewaltigen Knall mit Steinegrollen geweckt – Felssturz im East-Face.
4. Tag Yosemite NP – 3. Tag El Cap
Gegen 4 Uhr hören wir etwas Großes nach unten rauschen – 2 Basejumper, knallend öffnen sich die Schirme.
Die Sonne weckt uns und wir beginnen mit der Morgentoilette – Zähneputzen und Rangerkuchen packen. Gegen 8 Uhr starten wir mit dem Jümaren zur Texas Flake. Tino klettert weiter und unter mir schwingt die Texas Flake – Horror. Von der Boot Flake aus wird dann mit dem King – Swing die 18. Seillänge erreicht. Die nächsten 4 Seillängen dauern, wir klettern eine Traverse hinüber zum Camp 4, welche aber mit dem Haulbag sehr umständlich ist. So erreichen wir erst gegen 14 Uhr mit der 21. Seillänge das Camp 4. Bis zum Camp 5 sind es noch 4 Seillängen, aber dazwischen liegt noch das Great Roof. Das Great Roof sieht gigantisch aus, ist aber technisch gut zu klettern. Zum Entfernen der Sicherungen stehe ich in Leitern – ein irres Gefühl, 700 m über dem Tal frei zu hängen. Kurz vor dem Ende des Great Roof muss ich auch noch in die Falllinie unter den Standplatz hineinpendeln, da Tino das Dach z.T. selber „gecleant“ hat. Gegen 20 Uhr erreichen wir den unteren Teil des Camp 5, ein Ein-Mann-Schlafplatz. Tino klettert in der Dämmerung noch ein Stück weiter bis zu einem größeren Platz, ich benötige zum Nachsteigen schon die Stirnlampe.
5. Tag Yosemite NP – 4. Tag El Cap
6 Uhr wecken, Tee kochen, Frühstücken, Sachen einräumen und Rancherkuchen packen, 7 Uhr geht’s weiter. Bis zum Camp 6 (28. SL) sind es 3 Seillängen, 11 Uhr stehen wir auf der oberen Etage und bestaunen die „CLEAN“ kletternden Amis – ein 50 m langer Riss steckt voller Müll. Die nächsten 2 Seillängen sind sehr schwer, fast nur Aid Climbing, Tino muss sich ganz schön schinden und fällt auch 2 mal aus der Wand – zum Glück zieht er keinen kompletten Reisverschluss. Die nächsten Standplätze sind eher „Hänge“plätze und das mit 800 m Luft unterm Hintern. Nach diesen extrem schweren Seillängen folgt jetzt eine leichtere bis zur Headwall. Der Gipfelüberhang ist nur technisch zu klettern, A0, heißt Bolt an Bolt. Beim Ausstieg erhalten wir noch Besuch von „OBEN“, es seilen sich 2 Amis in die letzten Seillängen um diese dann frei zu klettern. Die letzten Meter bis zum Gipfel werden noch mal anstrengend, die Wand neigt sich und wir müssen den Haulbag über eine 30° bis 45° geneigte Wand ziehen und dann – geschafft – „The Nose“ ist bezwungen !! Unser erster Bigwall ! Wir haben uns einen riesigen Traum erfüllt. Gegen 18 Uhr stehen wir auf dem El Cap.
Nun müssen wir noch unser Camp auf dem El Cap vorbereiten, den in der Dunkelheit ist an einen Abstieg nicht zu denken. Wir suchen uns genügend Feuerholz und genießen unser Abendbrot bei Sonnenuntergang und Lagerfeuer – herrlich.
6. Tag Yosemite NP – 5. Tag El Cap
Gegen 6 Uhr ist wecken, ich entzünde das Lagerfeuer für eine ausgiebige Morgenmahlzeit – gegrillte Polish Sausage und geröstete Käseschnitten.
Nach dem Frühstück beginnen wir mit dem Abstieg, der Abstieg ist nicht so schwer wie befürchtet, aber anstrengend und anspruchsvoll. Immer wieder geht es durchs Gestrüpp, über Absätze und wir müssen mit dem schweren Haulbag kurze Passagen abklettern. Nach 2 h stehen wir an der Abseilstelle. Nach den vier Abseillängen müssen wir noch ca. 1 h bis zur Picnic-Area laufen – unser Treffpunkt mit Irena – aber leider keine Irena zusehen, na ja wir haben ja auch 16 h Verspätung. Wir fragen 2 Amis ob sie uns bis zum Camp 4 mitnehmen, erst nein und dann klappt es doch. Nach 0,5 Meilen steht dann doch unsere Irena am Straßenrand und wartet auf uns.